Wallfahrtsgeschichte
In Klöstern, den Handelswegen entlang und auch durch kriegerische
Auseinandersetzungen verbreitete sich der Name des hl. Jost (auch Jodok
und lateinisch Jodocus) sehr rasch. Seine Fürbitterkraft stand im Volke
und bei Kreuzrittern hoch in Ehren. So wallfahrtete 1359 Ritter Jost von
Malters zur Grabstätte des Heiligen St. Jost in Nordfrankreich. 1366
begab sich Hartmann Krämer von Bernav (Brunau) auf eine "verte"
(Wallfahrt). Er wurde von Wegelagerern überfallen. Bei seiner Befreiung
versprach er, auf einem seiner Güter eine Messkapelle zu errichten. Am
5. Mai 1391 wurde der Bau eingeweiht.
Im Verlaufe der Jahrzehnte erfreute sich St. Jost rasch zunehmender
Pilgerscharen. Der Rat von Luzern sah sich veranlasst, eine Kaplanei zu
errichten. 1495 wurde sie gebaut und bis 2000 von einem Kaplan bewohnt.
Wallfahrten wurden im Laufe der Zeit fester Bestandteil der katholischen
Alltagsstruktur. Der Besuch von Wallfahrtstätten wurde mit
gewinnbringenden Ablässen verbunden. Die Jenseitsvorsorge entzündete
sich in der Barockzeit (nach 1600) in allen Schichten des Volkes. Die
Pilger verweilten oft mehrere Tage am Ziel ihrer Pilgerreise.
In Blatten begann man mit dem Aufbau einer besonderen Infrastruktur. Es
wurde ein Feldaltar errichtet. Das Waschhaus wurde gebaut. Dem Gasthaus
„Krone“ wurde das Tavernenrecht erteilt. 1703/08 folgte der Bau des
zweistöckigen Beichthauses. Das Erdgeschoss diente als Remise für
Kutschen und Pferde. Im oberen Stockwerk wurden ein Altar und acht
Beichtstühle eingerichtet.
Gedenktage wie 19. März (Josephstag), 1. Sonntag nach St. Ulrich oder
13. Dezember (Patrozinium) sowie die Märzenfeiertage (Mai-Andachten)
wurden von den Pilgern besonders bevorzugt.
Die Wallfahrten wurden mehr und mehr von volkstümlichen Elementen
durchsetzt. Deshalb sah sich die Obrigkeit gezwungen, diese
einzuschränken und sie wieder zu „versittlichen“.
Die Kirche St. Jost war Hochzeitsort für Patrizierfamilien aus der
Stadt. Aber auch Brautpaare vom Lande schlossen hier den Bund fürs
Leben.
In den Wirren des 19. Jahrhunderts wurde es um Blatten stiller. 1958/61
erfolgte die Restauration der Kirche St. Jost, was zu einer
vorübergehenden Belebung für Hochzeitsfeierlichkeiten beitrug.
Heute geniessen Ströme von Kunstbeflissenen die Kostbarkeiten des Ortes.
Hans Schmidlin, Malters |