Äusseres der Kirche

Entstehungsgeschichte

1366 unternahm Hartmann Krämer aus Blatten eine Wallfahrt zur Grabstätte des heiligen Jost in Saint-Josse-sur-Mer. Als er unterwegs von englischen Strassenräubern überfallen und misshandelt wurde, gelobte er bei heiler Rückkehr, auf seinem Hofe eine Kapelle zu Ehren des heiligen Jost zu bauen. Weil sein Vermögen hierfür nicht ausreichte, durfte Hermann Krämer ab 1370 mit Erlaubnis des Generalvikars gegen Ablasszusicherungen Geld sammeln.

 

Ursprüngliche Kapelle

1374 wurde mit dem Bau begonnen. Am 5.Mai 1391 wurde die Kapelle samt dem Maria, Jost, Barbara und Dorothea gewidmeten Altar eingeweiht. Dazu gehörte auch ein Turm, welcher jedoch nicht so hoch war wie der heutige.
 

Erste Erweiterung (1483-1511)

Aufgrund des regen Pilgerbesuchs erwies sich die Kapelle als zu klein. 1480 wurde mit obrigkeitlichem Bettelbrief für einen Umbau und 1483 mit bischöflichem Spendenaufruf gar für einen Neubau gesammelt. Tatsächlich wurde die Kapellein der Folge vergrössert, indem das Kirchenschiff verlängert und ein Chor angebaut wurde. Vermutlich entstand auch eine kleine Sakristei. Am 24.Oktober 1511 wurde die Kirche mit drei Altären (die Nischen der damaligen Seitenaltäre sind heute noch sichtbar) eingeweiht. Seit 1505 war stets ein ratsherrlicher Kirchenpfleger für den Unterhalt der Kirche zuständig. Auf dessen Veranlassung wurde 1543 eine Umfassungsmauer um die Kirche gebaut. Bei der Mauererneuerung entstand 1590 westseitig eine Zugangstreppe.

 

Erweiterungen und Umbauten in der Barockzeit

Im 17.Jahrhundert erfuhr die St.Jostkirche im Zeitalter des luzernischen Barocks und der Gegenrefoormation eine dynamische Entwicklung. Sie genoss auch als beliebte Hochzeitskirche die Gunst von Luzerner Patrizierfamilien. Ab 1628 waren Ratsherr Josef Am Rhyn und nach ihm bis 1800, Angehörige seiner Familie für die Pflege der St.Jostkirche zuständig. Die Amrhyns taten sich dabei durch Umbauten und Erweiterungen als grosse Förderer hervor.

 

Frühbarocke Bauphase

Um 1629/30 wurde der Aussenbereich mit der Zugangstreppe, einem neuen Vorzeichen, der Brücke zur Kaplanei (nach 1820 abgetragen), der Erweiterung der Umfassungsmauer und dem Torbogen neu gestaltet. Die gothische Kanzel wurde mit einer hölzernen im Renaissancestil gefertigten Kanzel ersetzt und diente danach als Bildstock mit einer Jost-Statue an der Durchgangsstrasse. 1633 folgte der Neubau einer grösseren Sakristei. Danach wurden das Chorgewölbe und -dach erneuert, sowie 1638 das Kirchenschiff um 2.8m erhöht, das Dach darüber neu erstellt und zweistöckige Emporen eingerichtet. 1640/41 brach man den Turm teilweise ab, erhöhte ihn und versah ihn mit neuer Haube und Turmuhr. 1642 wurde die Sakristei mit einem Obergeschoss aufgestockt. Zu dieser Zeit wurde auch das Vorzeichen als Freiportal neu gestaltet. Im Inneren wurden der Bilderzyklus und die Seitenaltäre erneuert. 1644 folgte zuerst der Anbau der Heiliggrabkapelle auf der Nordseite und 1647 derjenige der Vermählungskapelle auf der Südseite, beide ausgestattet mit Figurengruppen von Holzbildhauer Hans Ulrich Räber.
 

Hochbarocke Bauphase

1684/85 wurde der Chor abgebrochen, um ihn grösser und höher zu gestalten. In den mit sechs Fenstern gut ausgeleuchteten Raum baute Holzbildhauer Michael Hartmann 1686/87 den neuen, danach noch vergoldeten Hochaltar mit der berühmten Pietà, sowie Statuen und Reliefs ein. 1694/95 wurde erstmals eine Orgel in der Jostkirche installiert; das Orgelgehäuse mit ornamentalen Seitenbärten baute auch Michael Hartmann. 1703-1708 ein Beichthaus angebaut. Gleichzeitig wurden die Freitreppe neu gestaltet, sowie die Vorhalle und das Kircheninnere mit barockem Stuck verziert, wobei die Decke des Schiffs mit einem gemauerten Gewölbe und Deckenbildern versehen wurde. Auch die Renaissancekanzel wurde mit Schnitzereien und Figuren barockisiert.
 

Spätbarocke Bauphase

1737/38 wurde das Chortürmli (Dachreiter) neu aufgebaut. In der Kirche wurden alle fünf Altäre mit in Scagliotechnik gestaltem Stuckmarmor-Antependien ausgestattet. Derselbe Stuckateur stuckierte 1752-55 Kirchenschiff und Chor im Stil des Rokoko und fasste die Aussenfassaden mit Sgraffiti-Ornamenten. Gleichzeitig entstanden die neuen Deckenbilder im Schiff und am Chorbogen. In dieser Phase erneuerte man auch die beiden Seitenaltäre. 1756-58 wurde das Beichthaus (Beichtkapelle und Remise) in anderer Form neu gebaut, sowie mit acht Beichtstühlen und einem Kreuzaltar ausgestattet.
 

Renovationen

Seit 1767 wurden nur noch punktuelle Renovationen vorgenommen, so am Turm, an den Aussenfassaden(Beseitigen der Sgraffiti), der Orgel, den Glocken, am Bodenbelag und am Vorzeichen.
1959–1961 fand eine umfassende Gesamtrestaurierung der Kapelle statt. Dabei wurden die Sgraffiti im Putz der Aussenfassade wieder hervor geholt und der alte Bilderzyklus unter dem Putz im Kirchenschiff wiederentdeckt. Die Kirche wurde 1958 unter eidgenössischen Denkmalschutz gestellt.
2010/11 fand die letzte Gesamtrestaurierung statt. Nebst der Überholung der Gebäudehülle, Wand- und Deckenputze, Figuren und Bilder wurden dabei das Dach erneuert, eine WC-Anlage erstellt, alle Holzteile entwurmt, die Fenster ausgewechselt, die Beichtkapelle Mehrfachnutzungen zugänglich gemacht, die Remise für kleine Bewirtungen eingerichtet und der Vorplatz neu gestaltet. Zudem wurden unter anderem Wandmalereien in der unteren Sakristei aus der Ursprungszeit (1633) entdeckt, die seinerzeitige Prozessionsmadonna zurückgewonnen und der Kirchenschatz in eine permanente Ausstellungsvitrine eingebracht.

Quelle: Kirchenführer Blatten – Malters – Schachen, Kunstverlag Fink (Dr. Lothar Emanuel Kaiser)

 

Geschichtliches

 

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